Die Kirche, sagte Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber während des Pontifikalamtes am Sonntag vor rund 500 Gottesdienstbesuchern auf und um den Domplatz, sei „die Kammer für das Salz der Erde“: Eine eindrückliche Formulierung aus dem Bonifatius-Musical, das zwei Jahre zuvor an selber Stelle neu aufgeführt wurde. Das Salz der Erde frage nicht primär nach dem Selbsterhalt, betonte er. „Vielmehr muss die Frage sein: Was brauchen Menschen an Inspiration, an Begleitung, an Austausch, an Gebet, um Salz der Erde zu sein?“
Der Auftrag der Kirche sei es, Menschen neu mit der Botschaft des Glaubens in Beziehung zu bringen, betonte Gerber. Sie stehe dabei vor einer doppelten Herausforderung: Den furchtbaren Erfahrungen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt, die es aufzuarbeiten gilt, und einer säkularen Gesellschaft, mit der es weder Bonifatius, noch Paulus oder andere große Gestalten der Kirchengeschichte bisher zu tun hatten.
Die Menschen von heute – selbstbewusst und eigenständig, aufgeklärt und mit einem hohen Empfinden für Gerechtigkeit – erwarten ganz andere Antworten auf ihre Fragen, so der Bischof von Fulda: „Antworten, die noch keiner vor uns geben musste.“
Die Kirche stehe darum vor einer entscheidenden Weichenstellung, betonte Gerber: „Nehmen wir den unbequemen Diskurs mit den Fragen der Menschen unserer Tage an und gehen wir damit das Risiko ein, dass sich die Gestalt unserer Kirche verändert?“
Auch Bonifatius stößt seinerzeit – wenn auch unter anderen politischen und gesellschaftlichen Umständen – an Grenzen: „Aber er verbittert nicht und bleibt offen für neue Formen und Wege“, so der Bischof von Fulda: „Es gelingt ihm, immer wieder seinen Auftrag beim Wort zu nehmen und den Glauben kraftvoll zu verkünden.“
Bonifatius lenkt sein Schiff durch raue See, zitierte Gerber das Musical. „Ob er dabei an jene Schriftstellen vom Sturm auf dem See Genezareth denkt, die davon sprechen, dass gerade im Sturm der Herr selbst auf das Schiff der Jünger zukommt?“
Im Sturm wurden die Jünger wesentlich geformt, nahm Gerber das Motiv auf: Auf dem See Genezareth, in der österlichen Dramatik, im Sturm des Pfingstgeistes und in vielen weiteren Stürmen des Lebens. „Es ist meine tiefe Überzeugung geworden: In diesem Sturm, den wir als Kirche erleben, dessen Gründe wir – zumindest diejenigen, die in ihr Leitungsverantwortung haben – zu einem guten Teil selbst zu verantworten haben, in diesem Sturm will der Herr seine Kirche formen – neuer und radikaler als wir es zu glauben wagen.“
Dabei gelte es auch, vieles loszulassen, unterstrich Gerber: „So, wie Bonifatius seine englische Heimat, sein Kloster und seine Familie losgelassen hat.“ Er warnte aber vor allzu schnellen und allzu einfachen Antworten: Der Verzicht auf caritatives Engagement etwa könne keine Lösung sein. Dies gehöre schließlich von Anfang an zum Wesen der Kirche.
Angesichts der Corona-Pandemie unterstützte Gerber auch die Forderung der Weltgesundheitsorganisation, den ärmeren Ländern der Welt ausreichenden Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen. Das bedeute aber ausdrücklich nicht die Freigabe der Patente, stellt er klar: „Die Hersteller brauchen Sicherheit – vor allem für die notwendige Weiterentwicklung aufgrund neuer Virus-Varianten.“
Wegen der Corona-Pandemie wurde das Bonifatiusfest in anderem Rahmen als üblich geplant: Neben dem Pontifikalamtmit Bischof Dr. Michael Gerber, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez und Bischof em. Heinz Josef Algermissen standen auch eine Jugendvigil am Vorabend, Wallfahrtsmessen mit Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein und dem Generalvikar des Bistums Fulda, Prälat Christof Steinert, sowie ein Familiengottesdienst mit Domkapitular Thomas Renze und eine Eucharistiefeier für Kommunionkinder mit Bischof Gerber auf dem Programm.
Bereits am Donnerstag wurde das Fronleichnamsfest pandemiebedingt ebenfalls in neuer Form auf dem Domplatz gefeiert. Der Fronleichnams-Gottesdienst und die Stehprozession wurden wie das Pontifikalamt am Sonntag zudem live im Internet übertagen. www.bistum-fulda.de
Alle Fotos: Bistum Fulda / Dr. Arnulf Müller
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