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Aktuelles Bischofswort zum Ostersonntag, 1. April 2018

Boden, der trägt…

Von Bischof Heinz Josef Algermissen

Wie kann man das zur Sprache bringen, was im Grunde unsagbar ist? Wie die Osterbotschaft verkünden, dass der Kopf sie versteht und, was noch wichtiger ist, dass das Herz davon berührt und betroffen wird? Wie kann man das Unbegreifliche, das an Jesus Christus geschehen ist und unsere Hoffnung begründet, anders vermitteln als in Bildern und Gleichnissen?


Das Licht des Osterfeuers und der Osterkerze in der Osternacht ist solch ein Gleichnis. Oder, vor allem in unserem Kulturkreis, das Ei. Winzig und für unsere neugierigen Augen unsichtbar ruht und reift es, bis es befruchtet wird. Und auch dann bleibt das Eigentliche verborgen: nämlich Chromosomensatz und Gene und die künftigen Erbanlagen in der sogenannten DNS-Struktur. Das befruchtete Ei wandert und nistet sich ein, oder wird gebrütet in der Wärme des Nestes. Und endlich, nach 21 Tagen, sprengt das Küken die Schale. Nach neun Monaten des Wartens und Hoffens beginnen die Wehen der Geburt.


Das ist etwas von dem, was wir zu Ostern feiern: Licht bricht durch die Wolken. Die Schalen werden gesprengt. Neues Leben beginnt. Zunächst erleben wir das an Jesus, dem Menschensohn. Aber er ist nur der Schrittmacher für die vielen, die ihm folgen, angefangen bei Maria, seiner Mutter, bis hin zu meiner verstorbenen Mutter und all unseren lieben Verstorbenen.


„Auferweckt“, das heißt nicht Rückkehr in das alte, frühere Leben, das doch sterblich ist, sondern eine ganz neue Qualität des Lebens, nicht zu vergleichen mit der früheren im Innern der Eierschale. Und das alles nicht aus eigener Kraft, nicht selbst verdient, sondern geschenkt. Gott handelt an Jesus, er wird an uns handeln: Das, worauf es ankommt, ist immer Geschenk.


Was mag in einem Kind im Augenblick der Geburt vorgehen? Kinderpsychologen sagen uns, dass die Geburt, das Gepresstwerden durch den engen Geburtskanal, für das Kind wie ein Schock ist, ein traumatisches Geschehen. Aus der dunklen und warmen Geborgenheit des Mutterschoßes tritt es hinein in eine kalte Welt, die durchaus nicht heil und in Ordnung ist. Wenn Theologen von „Erbschuld“ sprechen, ist das auch gemeint: Irgendetwas ist nicht in Ordnung mit der Welt und den Menschen. Sie sind noch nicht ausgereift, sondern erst im Embryonalzustand.


Trotz der bedrohlichen Umwelt lernt ein Kind lächeln, wenn andere es anlächeln. Es lernt sprechen, wenn andere mit ihm sprechen, lernt seine Lebensangst überwinden, wenn andere in ihm Vertrauen wecken, lernt glauben, hoffen, lieben, wenn wir ihm Grund dazu geben. So ist jedes neugeborene Kind ein Zeichen der Hoffnung, ein neuer Anfang, eine Chance, dass alles ganz anders werden könnte. Gott sieht in dem, was wir „Leben“ nennen, schon das Anfangsstadium dessen, was in der Bibel „Himmel“ oder „Ewiges Leben“ heißt.


Der einzelne Mensch soll nicht bloß vergänglicher, toter Baustein im Fundament einer besseren Zukunft sein, nicht Humus, auf dem die Enkelkinder es einmal besser haben werden, wie der Marxismus lehrt. Der Gott der Bibel wünscht, dass auch der einzelne bewusst Anteil haben soll am Glück der kommenden Welt.


Ostern, liebe Leserinnen und Leser, will sagen: Das ist nicht bloß eine vage Hoffnung, nicht nur ein utopischer Traum der Menschheit. Nein, in Jesus Christus hat Gott schon angefangen, sein Versprechen einzulösen. Er ist nicht im Tod geblieben, der Stein vor dem Grab ist weggewälzt. Damit ist die Grabkammer dieser Welt aufgebrochen auf etwas ganz Neues hin. Wir haben eine Perspektive, „weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet“ (Johannes 14,19).


Ich weiß sehr wohl, das alles ist kein zwingender Beweis im Sinne der Mathematik. Sie, die das hier lesen, können durchaus die Achseln zucken und umblättern, ohne Anteilnahme und desinteressiert. Wenn ich sage: Jesus lebt!, ist das nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Zeugnis meines persönlichen Glaubens. In diesem Glauben aber haben Menschen seit zweitausend Jahren die Kraft gefunden, zu leben und zu sterben, alles in einem anderen Licht zu sehen.


Ich bin ganz davon überzeugt: Der Osterglaube ist die letztendlich einzig mögliche Antwort, wenn alles verstummt. Und er ist ein gehbarer Weg zum Ziel, mit Unebenheiten und Steinen zwar, vielleicht auch mit Erdbeben dann und wann. Aber trotz allem ein Boden, der trägt, mehr noch: der einzige bleibende Halt. Solchen Osterglauben wünsche ich Ihnen, wenn ich sage: Gesegnete und frohe Ostern!



Vorstehender Beitrag erscheint als „Wort des Bischofs“ in der Kirchenzeitung „Bonifatiusbote“

 

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